Engel der Illusion

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Ein Schweizer Requiem nennt der philosophische Poet Christian Uetz seinen zweiten Roman im Untertitel: zu Recht. Eine literarisch-musikalische Komposition für einen Toten, dessen Denken zum ersten Mal zur Sprache kommt! Schon die Anspielung an Meister Eckharts tröstende Gebetszeile So wirt der sun in uns geborn: daz wir sin sunder warumbe gebiert die literarische Energie, mit der Christian Uetz seine Themen zur Sprache bringt.

Es liegt dem Tode nahe ein Freund. Der hat ein Leben lang im Verborgenen gedacht, empfunden, seinen Freund geliebt.»Engel der Illusion«, das sind »Engel des brennenden Scheins«. Ihr Schein ist kein bloßer, kein leerer, er ist vielmehr ein Scheinen, dessen Medium die Sprache ist. Denn durch die Sprache sind wir in das gestellt, was nicht ist, und doch erfahren wir das, was ist, allein durch sie. Nur durch die Sprache sind wir in der Welt, nur durch die Sprache sind wir ihr für immer entrückt. Entrückt wohin? In die Welt der Scheins, Welt der Lüste und des Leids, der Leidenschaft und Kontemplation, der phantastischen Geschichten und der Poesie.

Mit seinen bildgewaltigen, selbstverlorenen und dabei tief nachdenklichen Gedichten sucht Christian Uetz in der Sprache nach der verborgenen Präsenz dieser Engel der Illusion, um ihr Scheinen erfahrbar zu machen. Was seine Texte so hervorbringen, sind Ekstasen der Sinnlichkeit und die Trunkenheit der Vernunft. Es ist der Wahnsinn des Tages.

Spielerisch und doch souverän kreisen diese Gedichte um gewichtige Themen, um die Präsenz des Anderen im Selbst, um Anwesenheit und Abwesenheit, um Negativität und Transzendenz. Ihr Fluchtpunkt bleibt dabei stets eine mitreißende Affirmation des Lebens und der Sinnlichkeit, ein Lob der Sprache als derjenigen Kraft, welche die Illusion als Wahrheit, das Jenseits als Teil des Diesseits erkennbar macht.

Er hinterlässt ihm philosophische Aufzeichnungen: über zwanzigtausend Seiten. Seine Hauptthese – wir sind nicht nur Lebe-, sondern ebenso sehr Sterbe­wesen – schleudert uns aus der biologischen Dimension unserer Existenz in deren ethische ­Relevanz. Und Uetz trommelt die Sprache zum Tanz: An den Sandkastenfragmenten des Freundes arbeitet er sich, sei es mit wütender Hand zerstörend, sei es mit zarter Liebe bewundernd, ab. Ein betörender Text, ein Gleichnis zur Freiheit!

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