Totalbeton von Karoline Georges

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Übersetzt aus dem Frankokanadischen von Frank Heibert
Hardcover, 140 Seiten

In einem Hochhaus lebt ein Kind mit seinen Eltern – auf engstem Raum in der 5969. Etage. Wir wissen nicht, ob es ein Junge oder Mädchen ist, nicht, wie alt es ist, nicht, in welcher Zeit die Geschichte spielt, die das Kind in direktem, fast unbeteiligtem Ton erzählt. Es ist die Geschichte aller Menschen, die in dieser Zukunft leben. Nur dass dieses Kind neugieriger als alle anderen ist und ergründen will, was sich hinter dem oder eigentlich in diesem Beton verbirgt. Langsam dringen wir mit dem Kind in das GEBÄUDE ein, in seine Poren, seine Nervenbahnen, seine Adern.

Schemenhaft verstehen wir allmählich, wie sein Organismus lebt und welcher unerhörte Stoffwechsel ihn befeuert. Da gibt es ein Außen, wo Ausgestoßene leben, die alles geben, um wieder hineinzukommen. Wie sie sich dabei gegenseitig massakrieren, wird als disziplinierende Dauersendung auf einen großen Bildschirm in jede Wohnung übertragen. Wer sich dort nicht fügt, wird abgeholt und ausgestoßen. In wessen Auftrag? Man weiß es nicht, nicht einmal, ob es diese unsichtbare Macht überhaupt gibt.

Karoline Georges verbindet Science-Fiction, Naturwissenschaften und Existenzphilosophie zu einer verstörenden Dystopie, in der ein befremdliches Lebensgefühl spürbar wird und sich beim Lesen Maßstäbe verschieben. Das immer Ungeheuerlichere des zunehmend Entdeckten verliert sein Geheimnis nicht, es gewinnt eine eigene Wahrheit, und gerade dieses Paradox wirft uns zurück auf existenzielle Fragen. So konsequent hat uns noch kein Roman beunruhigt. Totalbeton kommt einer Erneuerung des Genres gleich.

Presse

Die Kraft des Romans liegt in der Formulierung eines eigenen Willens. In der Eroberung dieses ungekannten Gefühls, das mit allen Mitteln betäubt wurde. Der Mensch will sich spüren und sinnliche Erfahrungen machen, und er sehnt sich sogar dann danach, wenn er nicht mal weiß, dass es das alles gibt. Millionen Tonnen Stein verhindern das nicht. So ist ›Totalbeton‹ ein Buch des menschlichen Albtraums und eines der absoluten Hoffnung.«
Karoline Georges‘ existenzialistischer Roman ist eine Zumutung im besten Sinne. Statt als Dystopie kann der Roman als Parabel über die Kernfamilie gelesen werden, über den Zwang zum roboterhaften Funktionieren in einem System, das nicht hinterfragt werden darf. Wer sich unterwirft, wird ernährt, alle anderen fallen dem System zum Opfer. (...) Ein großer und zeitloser Roman, für den es trotzdem höchste Zeit war.

Im Vergleich zur kalten Hölle, die Karoline Georges hier entwirft, wirkt so manche dystopische Vision wie der reinste Ponyhof. (…) Zugleich ist das ein ungeheuer sinnlicher Text, konkret bis an die Schmerzgrenze. Karoline Georges verdichtet die Klaustrophobie aufs Äusserste, bis unsere Vorstellungskraft förmlich an der Sprache zerschellt.

Als habe sich George Orwell in ein Bild von Hieronymus Bosch verlaufen.
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