Fast zwei Jahrhunderte rätselte die literarische Welt, wer soviel Spott, und noch dazu mit solch gebildetem Witz und Scharfsinn, über die Welt ausgegossen haben könnte. Die nur mit dem Zusatz »Von Bonaventura« 1804 erschienenen Nachtwachen fackeln ein Feuerwerk an Skurrilitäten, an satirischen Spitzen und paradoxen Pointen ab, mit denen der Autor seine Leserinnen und Leser stets von Neuem überrascht, verblüfft, mit ungewöhnlichen Gedankenspielen befremdet und nicht zuletzt amüsiert. Nihilistisch wird die aus den Fugen geratene Gegenwart als sinnentleertes haltloses Nichts präsentiert und die Existenz eines vermeintlich erlösenden Jenseits gleich ganz in Zweifel gezogen. E.T.A. Hoffman zählte zu den verdächtigten Autoren, wie auch Clemens von Brentano oder der Philosoph Schelling, bis vor wenigen Jahrzehnten eine in Amsterdam entdeckte Handschrift die Urheberschaft auf den Braunschweiger Theaterdirektor August Klingemann zurückführen ließe. Eine großartig zeitkritische und eklektische Revue mit 16 (Nachtwachen-)Nummern, die bis in die heutige Welt vielfältige Resonanzen erzeugt.
Harald Neumeyer ist Professor für Neuere deutsche Literatur mit kulturwissenschaftlichem Schwerpunkt an der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitherausgeber des E.T.A. Hoffmann-Jahrbuchs.