Spa-Urlaube mit Digital-Detox haben unter der »Generation Z« Konjunktur. Wohlsituiert wendet man sich vom elterlichen Arbeitsmodell mit Karriereleiter und Burn-Out ab, auch wenn materieller Verzicht damit verbunden ist. Schon die Autorinnen und Autoren der Romantik feierten Muße und Müßiggang als Gegenmodell zur Verwertung menschlicher Arbeit in der Produktion. In dem Maße, wie sich die Lebens- und Arbeitsverhältnisse mit fortschreitender Industrialisierung verdichteten, stellte ihre Literatur der Ökonomisierung des Alltags wehrhafte Figuren entgegen, die faulenzen, träumen, wandern, flanieren oder auf einer Wiese einen Grashalm kauen. Joseph von Eichendorff hat mit seiner Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts den idealtypischen Zeitgenossen vorgegeben. Doch nicht die Abkehr von Arbeit steht hier im Zentrum, sondern die gewonnene Ruhe und Kontemplation als Voraussetzung kreativen und damit genuin menschlichen Schaffens. Doch Vorsicht: Diese Textsammlung führt nicht nur ins Thema ein, sie könnte bei der Lektüre auch eine verführerische Kraft entfalten.
Claudia Lillge ist Professorin für Anglistische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg. Sie gibt unter anderem die Buchreihe vita activa heraus und ist Sprecherin des interdisziplinären Forschungsnetzwerkes Kulturphänomen Arbeit.