Die Gedächtnislosen von Géraldine Schwarz

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Übersetzt aus dem Französischen von Christian Ruzicska
Paperback/Klappenbroschur
416 Seiten
Ausgezeichnet u.a. mit dem Prix du livre européen und dem Winfried-Preis der Stadt Fulda

Géraldine Schwarz schreibt mit "Die Gedächtnislosen" Geschichte, europäische Geschichte. Ihre hochaktuelle These: Die rechtpopulistischen Strömungen in Europa lassen sich damit erklären, wie der Kontinent nach dem letzten großen Krieg sich mit seiner Geschichte auseinandergesetzt hat. Zur Veranschaulichung verknüpft die in Frankreich aufgewachsene deutsch-französische Autorin ihre Familiengeschichte mit der großen Geschichte und stellt dazu reiches Quellenmaterial in überraschend aufschlussreiche Zusammenhänge.

Géraldine Schwarz entdeckt eines Tages, dass ihr deutscher Großvater, ein Mitglied der NSDAP, 1938 ein jüdisches Unternehmen in Mannheim im Zuge der Arisierung erworben hat. Nach dem Krieg weigert sich Karl Schwarz, dem einzigen Überlebenden der in Auschwitz ermordeten Fabrikantenfamilie, Julius Löbmann, Reparationen zu zahlen. Hier beginnt ihre Recherche über drei Generationen ihrer Familie, dabei stets mit der Frage, wie die Verwandten und andere sich der Vergangenheit stellten – auch in Frankreich, denn bald erfährt die Autorin, dass ihr Großvater mütterlicherseits unter dem Vichy Regime in einem Gebiet als Gendarm gedient hat, in dem Franzosen mit Razzien nach Juden suchten.

Überdeutlich sind für sie die Unterschiede beim Umgang mit der nationalen Geschichte: Während in Deutschland Mitläufertum und Mittäterschaft zu bestimmenden Themen wurden, blendeten die Franzosen sie weitgehend aus. In der Bundesrepublik entstand auf dieser Grundlage ein differenziertes Verständnis individueller Verantwortung in einer Demokratie und ein kollektives Bewusstsein für die Gefahren rechtspopulistischen Denkens. Gerade die Willkommenskultur gilt ihr als Ausdruck eines an der Geschichte geschulten europäischen Humanismus. Die Kehrseite dieser These zeigt sich europaweit: Wo die Auseinandersetzung mit der Kollaboration spät oder so gut wie gar nicht stattgefunden hat, erstarken die Parolen des Rechtspopulismus umso unkontrollierter.

Die Gedächtnislosen ist ein sehr persönliches Werk der Erinnerungskultur. Mit beispielhafter Sorgfalt plädiert dieses Buch für eine Fortführung der Gedächtnisarbeit, um den völkischen und nationalistischen Tendenzen entgegenzuwirken. Eines der besten und gleichzeitig provozierendsten Beispiele dieser Arbeit liefert es selbst.

Presse

Das Buch zeigt, wie sehr die grassierende, von Rechtpopulisten beförderte Geschichtsvergessenheit ein direkter Angriff auf unsere Demokratie ist, denn die ist untrennbar verknüpft mit unserer Erinnerungskultur– keine Schande, sondern Basis für ein positives Narrativ.
»Ein lehrreiches und hervorragend komponiertes Buch (...), das es meisterlich versteht, die große Geschichte im kleinen Familienschicksal prismatisch einzufangen und umgekehrt das einzelne Erlebnis in ein weiteres Bild zu setzen.«
»Ein aktuelles, herausragendes Buch der deutsch-französischen Autorin Géraldine Schwarz über unsere problematische Erinnerungskultur.«
»Das Buch der Stunde (...) Géraldine Schwarz hat ein klares, zugleich subtil komponiertes und nuanciert argumentierendes Buch geschrieben. Es führt selber vor, was es einklagt: eindringliche Erinnerungsarbeit.«
Als »Gedächtnislose« beschreibt die deutsch-französische Journalistin Géraldine Schwarz all jene, die heute wieder das Vergessen fordern, die den Nationalsozialismus zum Vogelschiss und das Holocaustmahnmal zum »Denkmal der Schande« erklären. »Sie wollen das auslöschen«, so schreibt Schwarz, »was die moralische Stärke Deutschlands ausmacht und was die ganze Welt diesem Land neidet: aus der Reflexion über die Vergangenheit dauerhafte Werte gezogen zu haben, die bei den Bürgern einen kritischen Geist und eine moralische Umsicht ausbildeten, die untrennbar mit der Kraft der deutschen Demokratie verbunden sind.«
»Die Gedächtnislosen ist ein großes Manifest für die Gedächtniskultur, mit der Schwarz die in Europa zunehmend umgehenden Gespenster des Autoritarismus zu bannen hofft. Vor allem aber ist es ein Buch, das danach fragt, wie individuelle Verantwortung wahrgenommen wird. Nicht nur in politischen Extremsituationen, denn Schwarz analysiert sehr grundsätzlich die Reflexe ›Konformismus, Opportunismus, Gleichgültigkeit, Verblendung oder Angst (...), die das Verhalten einer Gesellschaft und ihrer Bürger im Kontext einer Krise bestimmen‹. Lesenswert.«
»Beeindruckend und bereichernd ist dieses biografische Schreiben rund um die deutschen Großeltern in ihrer Zeit.«

»Géraldine Schwarz hat nicht nur ein lesenswertes, sondern auch sehr gut lesbares Buch geschrieben. Es gelingt ihr, die eigene Familiengeschichte mit der Weltgeschichte zu verweben, wie sie selber es an einer Stelle formuliert. Sichtbar wird dabei ein Muster, das beide Geschichten anschaulich zur Erscheinung bringt. Und sichtbar wird zudem, dass sich die Gegenwart nur im Blick auf die Vergangenheit begreifen lässt. «

Dieses großartige Geschichtsbuch zielt deutlich ins Heute.«
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